

Macht
Hier muß man klar NEIN sagen ! Sie erhalten in der Schmerztherapie nur Morphin oder andere Opioide in festgelegter Dosis und zu festgesetzten Uhrzeiten ausschließlich zur Linderung ihrer Schmerzen. Zu einer Sucht kommt es nur bei einem Mißbrauch, wenn Morphin ohne ärztliche Kontrolle, unregelmäßig oder in zu hohen bzw. wechselnden Dosen eingenommen würde !

Auch ein Diabetiker, der regelmäßig sein Insulin spritzen muß, ist nicht süchtig nach seinem „Stoff“, obwohl er das Medikament zu den bestimmten Zeiten unbedingt benötigt und sonst erhebliche Nebenwirkungen in Kauf nehmen müßte; schwere Folgeschäden wären zu erwarten.
Selbstverständlich dürfen diese Schmerzmittel (dies gilt grundsätzlich für alle Arzneimittel !) niemals an andere Menschen weitergegeben werden, auch nicht an andere Schmerzpatienten; diese Patienten sollten sich in jedem Fall zur thera-peutischen Einstellung bei einem Arzt – möglichst mit Zusatzbezeichnung Schmerztherapie – vorstellen.

Macht Morphin „high“ ?
Anders als das gespritzte Morphin bewirken sog. Retard-Präparate keine Euphorie : Durch die besondere Zubereitung wird erreicht, daß der Wirkstoff aus dem Arzneimittel verzögert freigesetzt wird. Die Wirkstoff-Freigabe läßt sich außerdem so steueren, daß das Morphin gleichmäßig abgegeben wird. Für Sie ergibt sich daraus der Nutzen einer gleichmäßigen Schmerzlinderung über 8 - 24 Stunden (bei Pflastern bis zu 3 Tagen). Da die volle Wirksamkeit mit gerin-geren Nebenwirkungen und weniger durchbrechenden Schmerzen erreicht wird, ist meist auch nächtliches Durchschlafen gewährleistet.
Zu Beginn der Behandlung oder bei Dosiserhöhung kann es vorkommen, daß Sie sich ein wenig benommen fühlen, gewisse Müdigkeit oder Schwindel können auftreten. Dieses Gefühl verschwindet aber nach wenigen Tagen wieder.
Ein „high“-Sein oder ein Rausch-ähnlicher Zustand (wie bei den Suchtmitteln Heroin oder Codein) tritt aber bei ver-ordneten Arzneimitteln nicht auf !
Ein anfänglich „komisches“ Gefühl darf sein und sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen, er wird Sie beruhigen !

Wann können Entzugserscheinungen auftreten ?
Entzugserscheinungen treten nur bei plötzlicher Verringerung der Morphindosis auf. Erste Zeichen sind Unruhe, Nasenlaufen, aber auch Bauchschmerzen oder grippe-ähnliche Zeichen. Rufen Sie in solchen Fällen direkt Ihren Arzt an.

Beachten Sie auch bei Krankenhausaufenthalten die regelmäßige Einnahme und führen Sie stets Ihre Medikamente auf Ausflügen oder Reisen mit ! Sie sollten stets eine „eiserne Reserve“ bei sich tragen – wie der Diabetiker sein Zuckerstück.

Wenn ich schon Opiate einnehme, wirken die dann auch noch bei
schwersten Schmerzen ?
Das ist der Vorteil insbesondere von Morphin-Präparaten. Viele Menschen kommen mit einer konstanten Dosis über einen langen Zeitraum aus. Falls aber Ihre Schmerzen dennoch zunehmen, wird die Dosis entsprechend erhöht oder Sie werden – falls erforderlich - auf ein stärkeres Opiat eingestellt. Morphin zeigt auch bei Dosissteigerungen immer noch eine Wirkungssteigerung, ohne dass die Nebenwirkungen (s.u.) überhand nehmen.


Warum soll ich Morphin auch einnehmen, wenn meine Schmerzen erträglich sind ?
Eine wichtige Vorraussetzung für eine gleichmäßig gute Schmerzlinderung ist, daß die Medikamente immer regelmäßig zu einem festen Zeitpunkt und nicht (!) nach Bedarf eingenommen werden. Die Dosis und das Dosisintervall wird Ihr Arzt mit Ihnen absprechen.Nur durch diese regelmäßige Einnahme bleibt der Schmerz erträglich !

Durch Absetzen oder Senkung der Morphindosis können durchaus wieder erhebliche Schmerzen auftreten; dies sollte daher immer nur in Absprache mit Ihrem Arzt erfolgen. Niemals dürfen Sie Morphinpräparate abrupt absetzen, da es sonst zu Entzugserscheinungen kommt. Grundsätzlich ist das langsame, arzt-begleitete Absetzen möglich und hat keine spätere „Abhängigkeit“ zur Folge !
Sollten meine Angehörigen und Freunde wissen, daß ich Morphin einnehme ?
Es ist keine Schande Morphin einzunehmen ! Es spricht also nichts dagegen, dies anderen Menschen mitzuteilen. So könnten andere auch erfahren, daß es diesen Weg der Schmerzlinderung gibt ... !
Es ist ratsam, zumindest Personen ihres Vertrauens (in der Familie, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz) zu informieren, falls Sie in eine Notsituation kommen und auf Hilfe angewiesen sind. Zudem kann Ihnen ein Ausweis ausgestellt werden, in dem das Opioid, Begleitmedikamente und die jeweilige Dosis genau beschrieben sind. Dies hilft auch den weiterbehandelnden Ärzten bei Krankenhausaufenthalten oder nach einem Unfall.


Welche Nebenwirkungen gibt es ?
Eine häufige Nebenwirkung in den ersten Tagen ist das Gefühl der Benommenheit, ein Schwindelgefühl oder allgemeine Müdigkeit; Beschwerden, die allerdings nach wenigen Tagen wieder zurückgehen.
Ebenfalls in den ersten Tagen kann eine z.T. stärkere Übelkeit auftreten. Ihr Arzt kann Ihnen dann für einige Wochen ein entsprechendes Begleitmedikament (Antiemetikum) verschreiben, das starke Übelkeit oder Brechreiz unterdrückt. Meist gibt sich die Übelkeit nach wenigen Wochen von allein. Gelegentlich trittMundtrockenheit ein, die sich aber meist durch ausreichende Mundpflege, häufiges Trinken oder das Nutzen von Kaugummis oder Bonbons bessern läßt.
Eine typische Nebenwirkung ist die Verstopfung (Obstipation). Viele Patienten leiden unter dieser Begleiterscheinung im Laufe der Behandlung; wichtig ist deshalb eine frühzeitige Stuhlregulierung. In erster Linie empfiehlt sich eine ballast-stoffreiche Ernährung und viel Flüssigkeit. Auch Pflaumen oder Buttermilch und - soweit möglich - Bewegung wirken hier gut. Sollte eine diätetische Maßnahme nicht helfen, so können Abführmittel (Laxantien) in Kombination mit magnesium-reichen Mineralwässern eingesetzt werden.
Um Nebenwirkungen zu verringern, erhalten Sie individuell Begleitmedikamente (ggf. auch zusätzliche Schmerz-mittel) damit hierdurch die Morphindosis und entsprechende Nebenwirkungen gering gehalten werden.
Schädige ich meinen Körper durch langdauernde Morphineinnahmen ?
Im Gegensatz zu manchen anderen Medikamenten haben Opiate keinen schädigenden Einfluß auf innere Organe. Auch bei langdauernder Einnahme sind keine Spätschäden zu erwarten. Andererseits, kann das „Aushalten“ starker Schmerzen zu einer Verschlechterung Ihrer Schmerzerkrankung und des Allgemeinzustandes führen !

Ist Autofahren unter Morphin möglich ?
Diese Frage kann nur im Einzelfall geklärt werden; eine pauschale Fahrerlaubnis kann nicht gegeben werden. Etwa vier Wochen nach Einstellung oder Dosissteigerung sind die meisten Patienten eingeschränkt fahrtüchtig. Größere juristische Sicherheit gibt ein verkehrsmedizinisches Gutachten, bei dem die Fahrtauglichkeit von entsprechend qualifizierten Ärzten geprüft wird. - Grundsätzlich sollte man nicht Auto fahren, wenn man sich in irgend einer Form eingeschränkt fühlt (Grippe, Gips etc.) oder starke Medikamente einnimmt (Schmerzmittel, Allergiemittel oder nach ambulanten Operationen).
Kann ich mit Morphin verreisen ?
In Deutschland können Sie sich uneingeschränkt mit „Ihrem“ Opioid bewegen. In Ländern die sich dem sog. Schengener Abkommen angeschlossen haben ist das Mitführen und Einnehmen von medizinischen Betäubungsmitteln erlaubt. Sie erhalten eine ärztliche Bescheinigung, die Sie allerdings beim örtlichen Gesundheitsamt bestätigen lassen müssen. Vor Reisen in Länder außerhalb des Geltungsbereichs dieses Abkommens muß eine Genehmigung der jeweiligen Botschaft eingeholt werden. Eine entsprechende Abklärung der Formalitäten empfiehlt sich vor der Buchung einer Reise !
Was kann ich sonst noch tun, um meine Schmerzen zu lindern ?
Häufig sind Opiate zwar die Grundlage einer Schmerzbehandlung, jedoch gehört meist mehr zu einem optimalen Be-handlungskonzept. So werden zusätzliche Schmerzmittel bzw. Begleitmedikamente eingesetzt, um damit die Morphindosis zu reduzieren, die Therapie verträglicher zu gestalten und so letztlich Ihr Wohlbefinden zu steigern.
Entspannungstechniken helfen Anspannungen und Ängste zu erleichtern. Naturheilverfahren und die allgemeine Kräftigung des Immunsystems sind für die Schmerzlinderung von großem Wert (z.B. alternative Tumortherapie).
Zum Abschluß : Was können wir für Sie tun ?
Mecura kann Ihnen mit Informationsmaterial rund um das Thema Schmerz helfen, den richtigen Weg zu finden. Wir vermitteln Ihnen gerne Listen von Schmerztherapeuten und Einrichtungen mit Schwerpunktbehandlungen in diesem Bereich. Opiate sind nur eine Möglichkeit Schmerzen zu besiegen und das Wohlbefinden im Alltag wieder herzustellen. Das Lebensgefühl steigern, am Leben teilnehmen, Isolation durchbrechen - hierbei möchten wir Ihnen zur Seite stehen !

